Die Caritas Werkstatt Tulln für Menschen mit Behinderungen feierte heute ihr 40-jähriges Bestehen. Gleichzeitig wurden in der Werkstatt auch Beratungsräumlichkeiten der Beruflichen Integration neu eröffnet, die vom alten Standort Kirchengasse 20 in das neu adaptierte Gebäude am Alten Ziegelweg 65 übersiedelt sind.
„In der Werkstatt Tulln arbeiten derzeit 56 Menschen mit Behinderungen und
13 Betreuer*innen, in der in 6 Abteilungen Holz-, Ton- und Naturprodukte gefertigt bzw. Auftragsarbeiten für Firmen erledigt werden ", berichtete Gerald Zwischenberger, Leiter der Werkstatt Tulln. „Darüber hinaus gibt es außerdem ein Mobiles Auftragsteam, das Haus- und Gartenarbeiten sowie Mäharbeiten für die Stadt Tulln durchführt und einen Verkaufsladen mit Bügelservice.
Die Caritas Werkstatt Tulln bietet seit mehr als 40 Jahren Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Anfangs noch im ehemaligen „Theresia-Heim“ in der Siegmundgasse, konnte 1988 in die damals neu gebaute Werkstatt „Am Alten Ziegelweg“ übersiedelt werden.
Im Laufe der Jahre wuchs die Werkstatt ständig. Daher wurde Anfang der 2000er Jahre der Entschluss gefasst, das Obergeschoss teilweise auszubauen, um zusätzlichen Raum zu gewinnen sowie eine Außenstelle (Verkaufsladen mit Bügelservice) in der Tullner Innenstadt anzumieten. Beide Projekte wurden 2006 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Im Sommer 2023 startete die Sanierung des Daches. Im Zuge dessen, wurde der noch vorhandene Dachboden zu Büroräumlichkeiten umgebaut, in denen nun die Beratungsräumlichkeiten der Beruflichen Integration untergebracht sind. Dort stehen nun Ansprechpersonen aller Angebote (Arbeitsassistenz, Berufsausbildungsassistenz, Jugendcoaching, Jobcoaching) für persönliche Termine zur Verfügung.
Seit 2005 ist die Berufliche Integration der Caritas ein wichtiger Bestandteil der Inklusionslandschaft in Tulln. Zuvor wurden Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen von Krems bzw. von St. Pölten aus begleitet. Seit der Einführung der NEBA-Dienstleistungen (Netzwerk Berufliche Assistenz) vor fast drei Jahrzehnten, hat sich die Beruflichen Integration in Tulln als wichtige Ressource erwiesen, die dazu beiträgt, Menschen mit Handicap in die Arbeitswelt zu integrieren. Durch gezielte Berufsorientierung, persönliche Betreuung und enge Zusammenarbeit mit Vernetzungspartnern, Schulen und Unternehmen vor Ort schafft das Team der Beruflichen Integration Brücken zwischen den individuellen Fähigkeiten und den Anforderungen des Arbeitsmarktes.
"Wir in der Beruflichen Integration glauben fest daran, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen Einschränkungen, das Recht hat, sein volles berufliches Potenzial zu entfalten", sagt Rudolf Dörr-Kaltenberger, Fachbereichsleiter der Beruflichen Integration der Caritas. „Durch unsere Arbeit in der Beruflichen Integration streben wir danach, Chancengleichheit zu schaffen und Barrieren abzubauen, damit jeder die Möglichkeit hat, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden."
Die Erfolge der Beruflichen Integration sind zahlreich und vielfältig. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dank der Unterstützung ihren Beruf gefunden und sind erfolgreich in verschiedensten Unternehmen. Darüber hinaus hat die Unterstützung dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap in Tulln zu schärfen und ein inklusiveres Umfeld zu schaffen.
Eine Entwicklung, die sich sehen lassen kann, freut sich Caritasdirektor Hannes Ziselsberger und dankte den Mitarbeiter*innen für die vorbildliche Arbeit und hob die Leistungen in der Caritas Werkstatt Tulln sowie der Beruflichen Integration hervor: „Ich freue mich, dass hier ein Ort der Zuwendung und Nächstenliebe entstanden ist, der für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige ein Ort der Hoffnung und der Zuversicht, der Betätigung und der Geborgenheit ist. Die Mitarbeiter*innen dieser Werkstatt leisten Tag für Tag sinnstiftende und wertvolle Arbeit, die sich an den Fähigkeiten und Begabungen der Menschen orientiert. Der Blick für die unteilbare Menschenwürde jedes Menschen steht im Mittelpunkt der Arbeit.“
„Die Situation von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt ist zwar in den vergangenen Jahren erheblich besser geworden, aber wir stehen immer noch vor großen Herausforderungen. Einrichtungen wie die Caritas Werkstatt in Tulln tragen zu einer positiven Entwicklung und auch zu einer positiven Bewusstseinsbildung bei. Ich setze alles daran, damit Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt gelingen kann. Denn sie bringen nicht nur eine Fülle von Talenten und Fähigkeiten mit und sind als Ressource für den Arbeitsmarkt unverzichtbar – unsere Erfahrungen zeigen auch, dass sie eine ungemein positive Bereicherung für das Betriebsklima in jedem Unternehmen sind“, betonte Landesrätin Susanne Rosenkranz.
„Das Land Niederösterreich unterstützt dort, wo Hilfe notwendig ist. Und mit einem Vorzeigeprojekt wie der Caritas Werkstatt Tulln wird bei uns im Bezirk eine wichtige Möglichkeit geboten, Menschen mit Beeinträchtigung Chancen im Berufsleben zu geben. Ich gratuliere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrer jahrzehntelangen Arbeit im Dienste unserer Mitmenschen. Ihre Arbeit ist unersetzlich und trägt wesentlich dazu bei, dass Niederösterreich eine soziale Modellregion bleibt“, so Abgeordneter zum NÖ Landtag Bernhard Heinreichsberger in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
„Das Sozialministeriumservice (SMS) finanziert seit vielen Jahren Beratungs- und Unterstützungsangebote die von ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen, Menschen mit Behinderung und Unternehmen kostenlos in Anspruch genommen werden können. Die wichtigsten und in ganz Niederösterreich bestehenden Angebote sind im Netzwerk Berufliche Assistenz – kurz NEBA - zusammengefasst und bieten im Sinne eines Inklusionspfades ausdifferenzierte und umfassende Unterstützung von der Schnittstelle Schule-Beruf über die Erlangung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen bis hin zur Sicherung bestehender Arbeitsverhältnisse. Dabei nehmen die NEBA-Angebote Berufsausbildungsassistenz und Jobcoaching einerseits in der beruflichen Ausbildung und andererseits in der direkten Unterstützung am Arbeitsplatz eine wichtige Rolle wahr“, so der Landesstellenleiter des Sozialministeriumservice NÖ, Günther Widy.
Auch AMS Regionalstellenleiter Hans Schultheis betonte, dass die Caritas St. Pölten für das AMS bei der Begleitung und schrittweisen Arbeitsmarktintegration von Menschen mit diesen Einschränkungen ein wertvoller und verlässlicher Partner ist.
Gesegnet wurden die neuen Räumlichkeiten von Pfarrer Pius Obioma Nwagwu und Pfarrerin Lydia Lauxmann, für die musikalische Umrahmung sorgte das Ensemble der Musikschule Tulln, das Buffet bei der Eröffnungsfeier wurde von der Backabteilung der Caritas Werkstatt Furth bereitgestellt. Im Rahmen eines Tages der offenen Tür gab es im Anschluss die Möglichkeit, die neuen Räumlichkeiten der Werkstatt zu besichtigen.
Die Angebote des Netzwerks Berufliche Assistenz (Jugendcoaching, Berufsausbildungsassistenz, Jobcoaching, Arbeitsassistenz und Betriebsservice) werden vom Sozialministeriumservice NÖ, die restlichen Angebote der Beruflichen Integration der Caritas St. Pölten werden vom AMS NÖ und Land NÖ gefördert.